Heimatverein Pätz e.V.

Das Abenteuer von Halloween-Kürbis Kullerich

(nach einer wahren Begebenheit)

Die Mutter von Kullerich war 2023 eines von vielen Kürbiskern-Kindern. Im Frühjahr 2024 steckte sie ein Bio-Bauer in Motzen in den nahrhaften Boden seines Ackers. Sie erblickte als Keimling wenig später das Licht der Welt, wuchs zu einer stattlichen Kürbispflanze heran und konnte sich einer großen Blütenpracht erfreuen. Nach dem fruchtbaren Besuch zahlreicher Insekten legte sie die ersten Blütenblätter ab, denn Kullerich und seine Geschwister wollten nun groß werden. Dank der guten Pflege des Bauern verbrachten die Kürbisse bis zur Erntezeit im Herbst eine tolle Zeit und wurden rund und stattlich. Kullerich war mit seinen 45cm Durchmesser wahrlich nicht der größte seiner Geschwister, die alle zusammen im Oktober vor dem Gehöft an der Straße auf ein neues Zuhause warteten.

Einem Mann, der auf der Suche nach dem Halloween-Schmuck für seinen Zaunpfeiler vorbeikam, war Kullerich aber groß und schwer genug. Er nahm ihn mit nach Pätz. Dort musste Kullerich noch ungeduldig einige Zeit auf seinen großen Tag warten, und hatte manchmal etwas Angst, doch noch süß-sauer in einem Einweckglas zu landen. Er wollte doch ein Halloween-Kürbis sein und den Kindern den Weg zu den Süßigkeiten zeigen!

Am 31. Oktober aber war es endlich so weit: er wurde auf einen Stuhl gestellt und bekam ein lustig angemaltes Gesicht. Nun wurde die abnehmbare Mütze geschnitzt und man höhlte ihn aus, was ganz schön kitzelte. Danach konnten seine Augen, die Nase und der Mund geöffnet werden. Dank der großen Kerze wurde es Kullerich schön warm im Bauch und er bezog seinen Platz auf dem Zaunpfeiler.

Mit Einbruch der Dunkelheit leuchtete er so hell er konnte. Nun kamen auch die ersten Familien und fanden dank Kullerich mühelos den Weg zu den Süßigkeiten. Viele Geister, Hexen, Skelette, auch Monster liefen an ihm vorbei, kamen auf sein Gehöft und sagten ganz brav kleine Verse auf. Es war sehr lustig und hätte ewig so weitergehen können! Doch nach drei Stunden schon war der Spuk zu Ende.

Kullerich leuchtete, was das Zeug hielt, aber es kam niemand mehr. Das war alles? So hatte er sich das nicht vorgestellt – langweilig! Als Kullerich beinahe traurig wurde, hörte er plötzlich Stimmen und sah einen Bollerwagen, der sich auf ihn zubewegte. Als er auf Kullerichs Höhe war, stellte dieser schnell entschlossen seine Kerze neben sich und sprang in den Wagen. Keiner hatte es bemerkt. Kullerich genoss die Fahrt Richtung See. Er bewunderte den Halloweenschmuck an den anderen Grundstücken und nickte hier und da einem Kumpel zu, froh, dass er ein Abenteuer erlebte, und nicht wie sie nur vor sich hin leuchtete.

So fuhr der Wagen eine Weile und näherte sich dem Strand bis er plötzlich stehenblieb. Kullerich schwebte im nächsten Augenblick, herausgehoben durch vier Hände, durch die Luft und stand, ehe er sich versah, im Laub an der Ecke Badstraße. Was nun? Die Stimmen und der Bollerwagen entfernten sich. Da saß Kullerich ganz allein im Dunklen und verstand langsam, warum es hieß, die Halloween-Nacht ist gruselig. Hätte er doch nur seine Kerze mitgenommen! Kullerich wurde immer trauriger. Als es endlich hell wurde, hatte er mit seinem Leben längst abgeschlossen. Es nahm noch immer niemand Notiz von ihm, er war eben nur ein weggeworfener Halloween-Kürbis und wird hier zu Matsch zerfallen. War der Ausflug das Wert? Zu Hause vermisste man ihn sicherlich…

Es war schon Mittag und Kullerich in trüben Gedanken versunken als auf einmal ein Auto neben ihm hielt. Ein weißer Caddy – den kannte er doch, genau wie den schwarzen Hund, der im Laderaum saß! Zack, schwebte Kullerich wieder durch die Luft. Er wurde neben dem Hund abgesetzt und bemerkte wenig später hocherfreut das Huppeln des Kopfsteinpflasters.

Am Abend als es dunkel war und Kullerich leuchtend und mit warmem Bauch wieder auf seinem Zaunpfeiler stand, schwor er, nie mehr einen Ausflug zu machen, denn er war überglücklich zu Hause zu sein.

Britta Bergter (Orts-Chronistin Pätz)