Am 24.Juni machte sich gegen Abend skandinavische Stimmung am Pätzer Badestrand breit. Viele fleißige Mitglieder und Nichtmitglieder unseres Heimatvereins wuselten herum, stellten Tische, Bänke und Zelte auf, verlegten Kabel, installierten die Musikanlage und breiteten Leckereien aus. Die Tische und Bäume wurden mit vielen Blumen, Kerzen und bunten Bändern geschmückt. Starke Männer errichteten die „Majstang“.
Seit dem vorigen Jahr laden wir die Pätzer zur Midsommarfeier an den Strand ein. Mittsommerfeste sind alte Rituale und wurden auch in unseren Breiten bereits im 12. Jahrhundert begangen. Sie sind begründet auf die Freude über die warme, helle Jahreszeit und hingen, damals mehr als heute, mit dem Hoffen auf Fruchtbarkeit und gute Ernten zusammen. Daraus ergeben sich die Mittsommer- oder Johannisbräuche. Vor Jahrhunderten waren die Feste noch streng religiös und wurden genau am 24.Juni, dem Geburtstag von Johannis dem Täufer, gefeiert. In unserer modernen Zeit finden die Feiern am Samstag in der Woche des 24.Juni statt, was der Berufstätigkeit geschuldet ist. Der Termin hängt unmittelbar mit der Landwirtschaft zusammen. Er ist der Beginn der Ernte der Feldfrüchte, die Heuernte ist bereits in vollem Gange. Früher, ohne meteorologische Landzeitprognosen, beobachtete man die Johanniskäfer- auch Glühwürmchen genannt. Machten sie sich in Schwärmen zum Hochzeitsflug auf, stand mit Sicherheit eine warme und trockene Periode bevor, die zum Heumachen rief. „Wenn die Johanniskäfer glänzen, darfst du richten deine Sensen“ lautet die Bauernregel dazu. Zum Mittsommer spielen Blumen, Tanz und Früchte eine große Rolle. Man trägt blumige Kleidung und tanzt um die Majstang, deren Name nicht den Monat sondern das alte Verb „maja“ (mit Blumen schmücken) beinhaltet. Traditionell isst man die ersten Kartoffeln mit Hering sowie Erdbeer- und „Hollerküchel“ (Holunderkuchen). Ein weiterer Brauch ist der Sprung über das Johannis-oder Sonnenfeuer, das böse Geister abhalten soll und Gesundheit bringt wie auch das Johannisbad in einem Fluss oder See. Springen Junge und Mädel Hand in Hand über das Feuer, steht die Hochzeit bevor. Ein zweiter Hochzeitsbrauch sind „sieben Blumen“. Unverheiratete Mädchen sammeln 7 Blumen von 7 Wiesen und legen sie in der Johannisnacht unter ihr Kopfkissen. Der, von dem sie träumen, wird ihr Bräutigam, vorausgesetzt, sie verraten ihren Traum nicht.
Unser Verein, der sich u.a. Traditionspflege und Erhalt alten Brauchtums auf die Fahne geschrieben hat, nahm vor 2 Jahren den Vorschlag von Jörn Richter, in Pätz Mittsommer zu feiern, gern an. Elfi Schulze, ihres Zeichens Floristin, fühlte sich sofort für das Schmücken der Majstang verantwortlich. Das Gerüst zimmerten Jörn und Hauwi. In Ermangelung des Rezeptes für „Hollerküchel“ befassten sich Sachkundige des Vereins mit dem Zusammenbrauen einer Holunderbowle, die das Prädikat „süffig“ bekam. Für den großen Hunger gab es Bratwurst vom Grill, Familie Wüstenberg übernahm das Backen leckerer Waffeln und Hauwi betreute mit bewährter Routine das Johannisfeuer. Anne, Luise und Rieke schmückten die Tische mit wunderschönen Blumensträußen von mindestens 7 Wiesen – und schweigen bis heute über ihre Träume in der Johannisnacht. Nachdem sich die Sonne mit einem interessanten Untergang verabschiedet hatte, tanzten etliche Besucher um die Majstang, denn Pit sorgte für den guten Ton. Unser Fest ging bis in die Dunkelheit und endete nach dem Aufräumen mit einem mitternächtlichen Johannisbad im Pätzer See.
Wir hoffen, dass es unseren Besuchern genauso gut gefallen hat wie uns und laden schon mal zum 23.Juni 2018 an den Badestrand ein!
Herzlichen Dank der Pächterin des Strandimbisses, die uns, wie schon im Vorjahr, den Strom und die Toiletten zur Verfügung stellte. Nicht zuletzt möchte ich mich aber bei allen bedanken, die unsere Midsommarfeier so schön ausgerichtet haben, auch wenn sie nicht namentlich genannt wurden. Es waren wieder viele fleißige Hände, kreative Ideen, große Autos, viel Engagement, investierte Freizeit und Material im Spiel. So macht Vereinsleben Spaß!
Britta Beyer (HV Pätz)